Alarmübung - Einsatzort Steilküste
von Arne Peters
Erdabrutsch an der Steilküste: 15 Menschen sind abgestürzt und verletzt. Für alle Helfer ein Horrorszenario. Bei einer Großübung haben die Hifeleistungsorganisationen jetzt diesen Fall durchgespielt.
Großalarm am Donnerstagabend: An der Steilküste in Altenhof hat ein Uferabbruch mehrere Spaziergänger in die Tiefe gerissen, einige sind schwer verletzt. Um 17.26 Uhr wird die Freiwillige Feuerwehr Altenhof-Aschau alarmiert, die sich mit dem ersten Problem konfrontiert sieht: Wo genau soll sie suchen? „Wenn ein Verletzter noch telefonieren kann, dann weiß er meist nicht, wo genau er ist“, sagt Altenhofs WehrführerSiegfried Brien. „Er kann uns nur ungefähre Angaben machen.“
Doch die Feuerwehrleute haben Glück, wählen mit ihren Fahrzeugen den richtigen Weg durch den Wald, bevor sie nur noch zu Fuß weitergehen können, und treffen nach 20 Minuten an der Unglücksstelle ein, allerdings zehn Meter über dem Steinstrand, an dem die Verletzten liegen. Ein erster Blick in die Runde offenbart: Es handelt sich um eine Übung. Beobachter des Kommandos für zivil-militärische Zusammenarbeit schreiben akribisch mit, Vertreter von Feuerwehr, THW und DGzRS beobachten genau.
Währenddessen am Strand hysterisches Geschrei, Hilferufe und Stöhnen. Mitglieder der Schauspielgruppe des Internats in Louisenlund geben alles, stellen ihre von den Sanitätern der Preußerkaserne perfekt aufgetragenen Verletzungen zur Schau. Nur wenig später trifft der Rettungsdienst ein – ebenfalls zu Fuß durch den Wald. Auf einer Leiter können sich die ersten Retter auf den Weg zu den insgesamt 15 Verletzten machen.
Immer mehr Helfer treffen ein: die Freiwillige Feuerwehr Noer und die Kameraden ausEckernförde. Die DGzRS schickt ihr Rettungsboot, und auch DLRG und Feuerwehr kommen mit Booten über die Ostsee. Schließlich trifft auch das THW aus Eckernförde und Louisenlund ein. Doch es dauert lange, bis alle da sind, viele finden den Weg nicht auf Anhieb. Schließlich sind 105 Helfer am Unfallort, gelenkt von Einsatzleiter Siegfried Brien, der entscheidet, dass ein Abtransport der Verletzten nur über die See erfolgen kann. Einzeln werden sie von den Booten zur Aschau-Lagune gebracht, wo sie vom DRK in Empfang genommen werden.
Nach drei Stunden ist der Spuk vorbei – nicht jedoch für die Helfer, die sich zur Manöverkritik treffen. Es gab ein großes Lob der Beobachter für das Engagement der Ehrenamtlichen, die sich teils bis zur Hüfte ins Wasser stellten, um Verletzte aufs Boot zu hieven – alles in ihrer Freizeit. Einige Probleme gab es jedoch: Wie schafft man es zum Beispiel, die Zeit bis zum Eintreffen der Rettungskräfte zu verkürzen? Vorschlag von Siegfrid Brien: Ein Erkundungsbootes muss angeschafft werden, das von Aschau-Lagune ausrückt, um zu sehen, wo der Unfall geschehen ist. Erste Helfer wären schnell vor Ort und könnten die anderen per Funk lotsen. Die Übung an der Steilküste war seine Idee: „Wir hatten in den letzten zwei Jahren fünf Einsätze dort.“
Auch die Kommunikation muss verbessert werden: „In der hektischen Phase hätte ich mir mehr direkte Absprachen von Angesicht zu Angesicht statt über Funk gewünscht“, so Brien. Und: Ortskundige sollten bei Entscheidungen mehr einbezogen werden. Ein Lob: Die Verletzten nach Aschau zu bringen, war die richtige Entscheidung. Nach Eckernförde hätte es zu lange gedauert.
Alles in allem eine gut gelaufene und notwendige Übung, bei der die Hilfeleistungsorganisationen in Eckernförde und Umgebung wieder ein Stück enger zusammengerückt sind. Seit 1998 existiert ihre Gemeinschaft unter dem Namen „Notruf Eckernförde“. Jedes Jahr hält sie eine Großübung ab, um die Zusammenarbeit zu verbessern – einmalig in Schleswig-Holstein.
© Peters
Der Zeitungsartikel kann hier eingesehen werden: SHZ