Wo die Kinder das Sagen haben
Fünfte Kinderstadt hat am Montag eröffnet. Bis Freitag lernen 200 Kindern kennen, wie ein Gemeinwesen funktioniert.
ECKERNFÖRDE | In Eck-Town-City brennt die Luft: Vier Strafanzeigen musste die Polizeigestern gleich am ersten Tag der Kinderstadt auf dem Gelände des Schulzentrums bearbeiten: Beleidigung, Belästigung und Widerstand gegen die Eck-Town-City-Gewalt lauteten die Vorwürfe. Die Täter kamen mit Geldstrafen davon, doch mit ein wenig Glück konnten sie ihre Geldtaschen beim Bingo im Spielcasino wieder auffüllen. Also Sündenpfuhl Kinderstadt?
Keineswegs, denn die Kinderstadt des Lokalen Bündnisses für Familie und der Verkehrswacht Eckernförde spiegelt eine funktionierende Gesellschaft wider. 200 Kinder müssen sich eine Woche lang täglich bei der Agentur für Arbeit der Zeltstadt melden und sich für einen Job entscheiden. Wählen können sie aus 38 Angeboten, die von der Tischlerei über den Friseursalon bis zum Kunst-Café reichen.
Und da muss natürlich auch was los sein. So „brannte“ es gestern in der Post und in der Polizeistation, doch die Feuerwehr hatte die Lage schnell im Griff. Auch die Kollegen des Arbeiter-Samariter-Bundes hatten alle Hände voll zu tun: Neben gestellten Unfällen galt es echte Blessuren, wie einen Wespenstich, die Folgen eines Sturzes und eine Kreislaufschwäche zu behandeln. In der Mittagspause konnte einer der acht- bis zwölfjährigen Bewohner nicht widerstehen, griff bei der Bank beherzt in die Kasse und stahl mehrere hundert „Eckis“, wie die Währung der Kinderstadt heißt. Reumütig allerdings stellte er sich der Polizei, nachdem er per Lautsprecher dazu aufgefordert worden war, und entschuldigte sich bei den Bankangestellten. Es gibt also genug zu berichten für die Ecktown City News, die von der ersten Stunde an vom Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag betreut wird. Jedes Kind wird für seine Arbeit bezahlt und erhält seinen Lohn bei der Bank in Eckis ausgehändigt – natürlich abzüglich der Steuern, die der öffentlichen Hand zur Verfügung stehen und von denen zum Beispiel Müllabfuhr und Rathausmitarbeiter bezahlt werden.
Apropos Rathaus: Auch im fünften Jahr der Kinderstadt wird ein neuer Bürgermeister gewählt. Amtsinhaberin Ilvy (11) hat sich erneut beworben, muss sich aber gegen vier Mitbewerber durchsetzen. Während Ilvy in ihrem Wahlkampf damit warb, dass sie aufgrund ihrer Erfahrung keine Anfängerfehler mehr machen werde, versprach Felix (12) eine Party mit einem Stargast wie Lena oder Crow. Momme (10) dagegen versicherte, im Falle seiner Wahl die Steuern zu senken, höhere Strafen für Diebe einzuführen und 40 Eckis als Heiratsprämie auszuloben.
Egal, wer heute die Wahl gewinnt: In den kommenden Tagen werden die Kinder noch die Auswirkungen der Inflation und das Prinzip der Preisgestaltung durch Angebot und Nachfrage im Supermarkt kennenlernen. Und der ein oder andere wird sich mit einer klugen Geschäftsidee selbstständig machen.
Presse
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